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Heimische Spechte erleben

Spechte rufen und trommeln unterschiedlich

Philipp Schiefenhövel und die Gruppe auf der Spur der heimischen Spechte

Vier von sieben gefunden. Philipp Schiefenhövel bringt die heimischen Spechte näher

Zu einer morgendlichen Spechtwanderung hatten der Westerwaldverein Buchfinkenland, die „Will und Liselott Masgeik-Stiftung“ und der Naturpark Nassau alle Frühaufsteher eingeladen. So fanden sich rund 20 interessierte Teilnehmer am vergangenen Sonntag im Horbacher Wald ein, wo sie mit den sieben heimischen Spechtarten vertraut gemacht wurden.

Nach einer kurzen Begrüßung von Manfred Henkes, Erster Vorsitzenden des Westerwaldvereins Buchfinkenland, gab der Naturschutzreferent der Masgeik-Stiftung, Philipp Schiefenhövel, in einem reich bebilderten Vortrag zunächst einen Einblick in die Biologie und Lebensweise der heimischen Spechtarten. Deren Lebensräume sind sehr unterschiedlich. Der Schwarzspecht, die größte der heimischen Spechtarten, kommt in größeren Rotbuchenwäldern in geringer Dichte vor. Während Grünspecht und Wendehals halboffene Landschaften wie Parks und Streuobstwiesen bevorzugen, siedelt sich der Grauspecht eher im Inneren geschlossener Wälder an. Klein- und Buntspecht kommen in den verschiedensten Waldtypen ab einer bestimmten Altersklasse aber auch in Gärten, Parks und im Siedlungsraum vor. Der Mittelspecht, die Charakterart alter Eichenwälder, kam früher häufig in urwaldartigen Auwäldern vor, die heute jedoch selten geworden sind.

Zu unterscheiden sind die Arten unter anderem an den Rufen und den Trommelaktivitäten, das heißt an der Frequenz mit der sie gegen Baumstämme klopfen und dabei das Holz zerspanen, um Futter zu finden oder Nisthöhlen zu bauen. Schiefenhövel spielte den Zuhörern die unterschiedlichen Rufe, Gesänge sowie die Trommelgeräusche der einzelnen Spechtarten vor. Nach der circa einstündigen Einführung ging es, mit Ferngläsern ausgerüstet, auf die Suche nach den heimischen Vögeln. Noch bevor es in den Wald ging, konnte im Streuobstgürtel um die Gemeinde Horbach, bereits der erste Grünspecht angelockt und sein Ruf vernommen werden.

Die Population des Grünspechtes hat in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich zugenommen, während seine Zwillingsart, der Grauspecht kontinuierlich abnimmt. Mildere Winter verschieben die Populationstrends zugunsten des Grünspechts. Außerdem ist es gut möglich, das erklärte Schiefenhövel, dass der Grünspecht für den Populationsrückgang des Grauspechtes direkt mitverantwortlich ist. Der Grünspecht, dessen Lebensraum die immer seltener werdenden Streuobstwiesen sind, habe sich im Laufe der Zeit an das Leben im Wald angepasst. Dort konkurriere er vermutlich unmittelbar mit seiner Zwillingsart und verdränge den Grauspecht dort aus seinem natürlichen Lebensraum, so der Experte weiter.

Im weiteren Verlauf der Exkursion versuchte Schiefenhövel weitere Spechtarten durch Pfeifen anzulocken – mit Erfolg. So konnten die Teilnehmer den Schwarzspecht, den Mittelspecht und den Buntspecht rufen hören. Während sich die beiden erst genannten Arten der Gruppe leider nicht zeigten, konnten mehrere Buntspechte bei ihren Revierflügen und Trommelaktivitäten beobachtet werden.

Doch nicht nur Spechte sind im Horbacher Wald zu Hause. Auch andere heimische Vogelarten wie das neun Zentimeter kleine Wintergoldhähnchen oder der mit einer Spannweite von bis zu 1,32 Metern imposante Mäusebussard konnten beobachtet werden. Des Weiteren wurden Hausperlinge, verschiedene Meisenarten, Goldammern, Amsel, Mistel- und Wachholderdrossel, ein Turmfalke, Kleiber sowie zwei balzende Kolkraben bei der Wanderung gesichtet. Nach circa zwei Stunden kam die Gruppe wieder in Horbach an und machte sich mit viel neuem Vogelwissen, auf den Heimweg.

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